Die Geschichte des Hotel Pabst auf Juist

140 Jahre Hotel Pabst auf Juist

Dass der Pabst (mit „b“) auf Juist ein Hotel hat – welcher Juist Gast wüsste das nicht. Seit 1884 besteht es nun schon, dieses Hotel an der Strasse zum Strand. Derzeit regiert dort Pabst IV.. Mit Vornamen heisst er wie alle drei Päbste vor ihm: Johannes Jakobus.

Firmengründer Johannes Jacobus Pabst und Ehefrau Talea (geb. van Zwoll)

Deren erster freilich schrieb sich noch mit „c“. Er war ein Leeraner Kaufmann und Hotelier, der 1883 das „Haus der alten Meekmö“ aufkaufte (was zu jener Zeit ein Begriff war auf der Insel) und eines der ersten Restaurants auf Juist eröffnete. Das war eine kluge und weitsichtige Entscheidung, denn die Chancen für den Fremdenverkehr stiegen in diesen Jahren. 1883 wurde die Eisenbahnstrecke von Emden bis nach Norden verlängert.  Norderney hatte bereits eine Dampfschiffsverbindung, während die Fahrt nach Juist noch mit Segelbooten erfolgte. Sein Fährhaus in Norddeich gab Pabst I. schon nach 2 Jahren wieder auf, investierte dafür auf Juist, wo zum Restaurant alsbald ein Logierhaus entstand und überdies richtete er ganz modern noch den Juist Basar ein. Dort gab es neben Nützlichem vor allem Andenken zu kaufen. 1885 zählte man auf Juist bereits 500 Gäste.

Die Verbindung zum Festland wird mit den Jahren immer besser. Ab 1888 verkehrt der Dampfer „Ostfriesland“ regelmäßig nach Juist. Der Anleger wird gebaut. Die Gäste rollen nunmehr per Pferdebahn auf Juist ein. Um die Jahrhundertwende hebt der grosse Juist-Boom an. Jetzt wird nicht mehr gekleckert. Die Insulaner haben das Klotzen gelernt. Etliche große Hotels werden im Stil der Bäderarchitektur gebaut. Johannes J. Pabst II., kaum 20 Jahre alt, errichtet unterhalb des Kurhauses einen Kiosk, vermietet Zelte, verkauft Limonaden und Mineralwasser, betreibt zudem eine Mineralwasser-Kühlanlage.

Im Herbst 1905 verstirbt der Senior. Der Sohn macht es sich zur Aufgabe, das Hotel zu vergrössern. 1910 erhält das Haus einen Überbau – Platz für mehr Betten, Platz auch für ein Restaurant speziell für die Pensionsgäste. Das Hotel hat nun Kegelbahn und Billardtische, und die alte Gaststube, die „Quelle“ dient Insulanern und Gästen wie eh und je als Treffpunkt.

Zunächst aber werden alle diese Arbeiten und Investitionen noch keine Früchte tragen. Der erste Weltkrieg bricht aus, der Sohn kämpft in der Fremde für Kaiser und Vaterland, die Mutter daheim ums Überleben.

In den „goldenen Zwanziger Jahren“ geht es bergauf und die Strandhalle wird vergrössert und am Strand errichtet Pabst II. eine Strandhalle, ein zwar beliebtes, infolge des ständigen Auf- und Abbaus aber ein sehr aufwändiges Gebäude. Man sinnt auf Änderung und bekommt 1929 die höchste Düne vor dem Ort zugewiesen. Hier wird nun die neue Strandhalle gebaut, wo sie bis heute Bestand hat.

Doch schon wieder werden die Zeiten unsicher. Die Nationalsozialisten sind am Ruder und der zweite Weltkrieg kommt.
Heimatvertriebene werden nach dem Krieg auf der Insel einquartiert, die Betriebe sind bis aufs Letzte ausgezehrt. Und doch geht es wieder aufwärts. Mit frischem Mut und Schwung steigt die nächste Generation ins Hotel- und Gaststättengewerbe ein, bei Pabstens ist es natürlich wieder ein Johannes Jakobus.

Am 21. Juli 1947 trifft Fräulein Hanne Holzkämper aus Norden auf der Insel ein. Sie will ein paar Tage Ferien machen. Vier Monate später wird sie Frau Pabst.

Bald gehören drei Kinder zur jungen Familie: Johannes Jakobus, Elke und Waldemar.

1961 wird gross gebaut. Bald verfügt das Hotel über 90 Betten. Und kaum 10 Jahre später stehen bei Pabst schon wieder die Baukräne; Restaurant und Dächer werden erneuert.

Das Angebot umfasst neben komfortabel eingerichteten Zimmern mit Dusche oder Bad und WC auch Appartements, Kombinationen und Ferienwohnungen. Fast alle Zimmer haben Telefon, einige haben Farbfernseher, einige Balkon. Ein Lift wurde eingebaut, und doch gibt es Räume im Hause, wo die Zeit stehengeblieben zu sein scheint – zum Beispiel in der gemütlichen alten „Quelle“… immer noch ein gern aufgesuchtes Plätzchen zur Musse und zum Ausspannen.

Und schon steht in den 1970er Jahren die nächste Generation in den Startlöchern: Sohn Johannes Jakobus IV. und seine spätere Frau Lieselotte, Tochter Elke mit ihrem frisch angetrauten Mann Heinz-Peter Koßmann treten in den Betrieb ein.

1979 wird der Familie Pabst das Hotel Claassen im Ostdorf angeboten. Ein neues Betätigungsfeld für die junge Familie Koßmann. Unter dem neuen Namen Hotel Achterdiek gehört das Hotel im Ostdorf jetzt zur „Pabst-Familie“.

1987 erfolgt die Aufteilung der Betriebe. Das Hotel Pabst und die Strandhalle stehen jetzt unter der Führung von Sohn Johannes Jakobus IV und seiner Frau Lieselotte.

1988 richten die Päbste mit dem Töwerbad die erste privat betriebene Bäder- und Massagepraxis der Insel ein. Die Wortschöpfung „Wellness“ war noch nicht kreiert; das Angebot war schon da.

Mit frischem Mut und Elan werden die Betriebe erweitert und modernisiert. 1993 erfolgt ein Totalumbau von Eingang, Rezeption, Hotelbar und A-la-Carte-Restaurant, verbunden mit der Erweiterung um 17 Zimmern, Suiten und Maisonette-Appartements sowie einem großem, lichtdurchflutetem Schwimmbad und windgeschütztem Sonnendeck.

1998 verstirbt Lieselotte Pabst an Krebs. Der Firmeninhaber steht jetzt allein vor der Herausforderung, Hotel und Strandhalle zu führen.

Bei einer Familienfeier begegnen sich Johs. J. Pabst und seine Schwägerin Christel, die Schwester von Heinz-Peter Koßmann, Inhaber des Achterdieks. Man lernt sich näher kennen und lieben und schon kurze Zeit darauf wird aus der erfolgreichen Architektin die Hoteliersfrau und neue Chefin im Unternehmen.

Fortan wird im Sommer nebenher geplant und im Winter an- und umgebaut. Zimmer für Zimmer, Etage für Etage wird das Hotel modernisiert und auf den neusten Stand gebracht. Es entsteht eine großzügige Saunalandschaft mit großem Dünengarten.

Heute präsentiert sich das Hotel Pabst als eines der schönsten Ferien-, Urlaubs- und Wellnesshotels an der Nordsee.

Kurzchronik Hotel Pabst Juist

ZeitraumPäbstliche Geschichten
1881-1883 Bahnbau von Emden nach Norddeich.
1884 Johannes Jacobus Pabst I (1846-1905) zieht mit seiner Familie von Leer nach Juist und kauft auf Juist ein Insulanerhaus mit Gaststätte von der alten Meekmöö. In Leer betrieb er bis dahin die Gaststätte „zur Leda“.
1889 Neubau eines 20 Betten Logirhauses.
1894 Erste Landungsbrücke Juist wird gebaut mit 800m² Steg bis zum Dellert. Der erste Dampfer „Ostfriesland“, der schon seit 1888 fährt und ausgebootet wurde, legt an dieser Brücke an.
1898 Einrichtung der Pferdebahn. Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Bau des Kurhauses und anderer Hotels.
1900In diesem Jahr hat Juist eine Besucherzahl von 4534, davon 3451 Kurgäste und 1083 „Passanten“. Weitere Hotelbauten.
1905Sohn Johannes Jacobus Pabst II (1884-1972) betreibt eine Zeltvermietung am Strand und gründet mit Errichtung eines Getränkeausschanks am Strand die „Strandhalle“.
1910-1945 Johannes J. Pabst II obliegt es, das kleine Hotel durch 2 Weltkriege und eine wechselvolle Zeit zu führen.
1947Die nächste Generation: Johannes Jacobus Pabst III (geb. 1917) mit Frau Hanne steigen mit ein. Der Wiederaufbau nach dem Krieg beginnt.
1960-1961 Erweiterungsbau auf 80 Betten, die ersten Zimmer mit Bad oder Dusche und WC. Telefonanlage, Zentralheizung.
1970-1975 Totalumbau des Hotels. Jetzt verfügt das Hotel über 120 Betten.
1987Nächster Generationswechsel – nächster Johannes Jakobus Pabst (IV).
1988 Erstes Hotel der Insel mit eigener Bäderabteilung und Kosmetikstudio. Damals gab es den Begriff „Wellness“ noch nicht.
1993 Großer Erweiterungsanbau um 17 Wohneinheiten und Erlebnisbad.
FolgejahreDas gesamte Stammhaus wird durchrenoviert und erhält 1997 das Prüfsiegel 4 Sterne Superior der DEHOGA-Klassifizierung.
2007 Die Spa- und Wellnessanlage wird auf ca 600 m² erweitert.
2009 Der Südflügel wird entkernt, es entstehen neue Zimmer und Suiten im 4-5 Sterne Segment. Es gibt einen Wintergarten als Ruhezone zum Erlebnisbad und Sauna; eine Genießer- & Raucherlounge, 90% der Zimmer sind rauchfrei; das Restaurant an der Düne erhält einen Wintergarten mit Clubräumen.
2010-2020 Küchenmeister Rüdiger Wanke erhält eine neue Küche mit Kochfeldgeräten, Induktionsplatten und allem, was das Arbeiten angenehm und leichter macht.

Das a-la-Carte-Restaurant wird zum „Rüdigers“, benannt nach dem Küchenchef Rüdiger Wanke.

Hinter den Kulissen tut sich viel: die gesamte Technik des Hauses wird erneuert. Wasserführende Leitungen werden ausgetauscht. Die meisten Duschen mit ebenem Zugang versehen. Es entstehen neue Maisonette-Suiten.

Es wird ein Blockheizkraftwerk installiert und die gesamte Steuerungs- und Pumpentechnik sowie die Climatechnik im SPA- & Wellnessbereich ausgetauscht.

In den Betriebspausen in Herbst und Winter wird aus dem Restaurant schon mal eine Polsterwerkstatt und statt weißer Kellner-Garderobe bestimmt der Maler-Kittel das Bild.